
photocredits: Jasmin Ziegler
Was bedeutet eigentlich Sozialisierung?
Hunde brauchen nicht 100 Hundekontakte! Auch nicht im Welpenalter. Vor allem nicht in sogenannten „Spielgruppen“, in denen womöglich acht fremde Junghunde gleichzeitig aufeinanderrennen, sich überrennen, raufen, ausrasten – während die Menschen am Rand stehen und denken: „Das ist gut für die Sozialisation.“ Ist es nicht. Und Spass für den Hund ist das meistens auch nicht.
Sozialisierung heißt nicht, dass Hunde jeden anderen Hund toll finden und begrüßen müssen. Sozialisierung heißt: Die Welt kennenlernen – sicher, in kleinen Dosen, mit Struktur und Verlässlichkeit, und gerne auf Distanz. Und: Den eigenen Menschen als wichtigste Bezugsperson verstehen. Aber was passiert stattdessen?
Der Hund lernt: „Andere Hunde = aufregend. Andere Hunde = wichtiger als du.“ Und das tragen viele ein Leben lang mit sich rum. Dann wundert man sich, warum der Hund draußen nicht mehr ansprechbar ist, bei jedem Hund in die Leine springt, fiept, fixiert, bellt – und sich nicht regulieren kann.
Kein Wunder. Er hat gelernt, dass sein ganzes soziales Leben sich um andere Hunde dreht. Nicht um dich. Dabei bist du das Rudel. Du solltest Sicherheit geben. Klarheit. Orientierung.
Ein, zwei stabile Hundekontakte reichen völlig – mehr braucht kein Hund, um sozial zu sein. Was sie aber alle brauchen: einen Menschen, der Verantwortung übernimmt und Grenzen setzt. Und das bringt uns zum Thema Leinenkontakt: Leinenkontakt ist keine höfliche Begrüßung, sondern ein sozialer Zwang– zwei Hunde an der Leine, keine Ausweichmöglichkeiten, keine Distanz, keine natürliche Kommunikation … dafür Spannung auf der Leine und Menschen, die versuchen „locker zu bleiben“, während der Hund längst im Stress ist!
Leinenkontakt ist der schnellste Weg in Konflikte.
Und trotzdem begegnet man draußen ständig Leuten, die denken: „Ach, die wollen doch nur mal Hallo sagen.“ Nein! Wollen sie nicht immer. Und selbst wenn: Es ist nicht deine Entscheidung.
Deshalb noch einmal, ganz klar: Siehst du einen angeleinten Hund – leine deinen bitte auch an. Und zwar frühzeitig, nicht erst, wenn ihr euch fast auf die Füße tretet.
Vielleicht ist der andere Hund alt, krank, im Training, unsicher oder einfach nicht in Stimmung. Rücksicht ist keine Raketenwissenschaft.
Was unsere Hunde brauchen, ist keine permanente Reizüberflutung durch andere Hunde. Sondern das sichere Gefühl: „Mein Mensch regelt das.“