
photocredits: Jasmin Ziegler
Wenn dein Junghund plötzlich rebelliert..
Dein Welpe war bis gestern ein Vorzeigeschüler: folgsam, aufmerksam und einfach putzig. Aber plötzlich geht nix mehr!? Kommandos sind optional, der Rückruf haut überhaupt nicht mehr hin, und die Emotionen kochen über…Willkommen in der Pubertät! Nur keine Sorge: Das Chaos hat System! Im Kopf deines Hundes wird nämlich gerade kräftig umgebaut! Und was da genau passiert, erkläre ich dir kurz:
Die Amygdala – oder auch ‚Drama-Queen‘ des Gehirns
Die Amygdala ist das Zentrum für emotionale Bewertung. Während der Adoleszenz wächst sie und bewertet Situationen neu. Was gestern noch kein Problem war, ist heute plötzlich unheimlich. Ein flatterndes Tuch? Monster! Ein Jogger? Eindringling! Das führt zu stärkeren, emotionaleren Reaktionen – der perfekte Nährboden für Angst, Unsicherheit oder auch Aggression.
Großhirnrinde – Achtung, Baustelle!
Die Großhirnrinde, zuständig für planvolles Handeln und gespeicherte Erfahrungen, räumt während der Pubertät auf. Dabei werden viele Synapsen abgebaut, also Verbindungen zwischen Nervenzellen. Das erklärt, warum dein Hund plötzlich Dinge „vergisst“, die er längst konnte. Aber keine Panik: Die wichtigen Verbindungen bauen sich später wieder auf.
Präfrontaler Cortex – der Chef ist im Urlaub
Der präfrontale Cortex, der für bewusste Entscheidungen verantwortlich ist, reift erst später vollständig aus. Während der juvenilen Phase wird er sogar kleiner. Heißt: Die Amygdala (Emotion) hat das Steuer übernommen, während der Chef (Vernunft) auf Bildungsreise ist. Reize kommen rein, Gefühle reagieren sofort, Nachdenken ist optional. Klingt bekannt? Willkommen im Teenager- Hirn deines Hundes.
Cortisol – Stress auf Anschlag!
Der Cortisolspiegel ist in dieser Phase am höchsten. Das bedeutet: Stressreaktionen sind intensiver, die Nerven liegen schneller blank. Ein kleiner Reiz kann reichen, und dein Hund reagiert über. Auch hier: das ist keine Boshaftigkeit, sein Körper ist einfach im Dauer- Alarmmodus.
Dopamin – der Entdeckertrieb auf Hochtouren
Dopamin ist der Botenstoff für Belohnung und Motivation. In der Pubertät verändert sich die Rezeptorendichte und plötzlich wird das Belohnungssystem superempfindlich. Alles, was spannend, neu oder verboten ist, fühlt sich doppelt gut an. Jagen? Buddeln? Den Müll durchsuchen? Mega! Diese selbstbelohnenden Verhaltensweisen sind jetzt extrem attraktiv – und genau deshalb fällt es Hunden in dieser Phase so schwer, davon abzulassen.
Fazit – gebt euren Hunden bitte Zeit!
Dein Hund ist in dieser Phase kein Sturkopf, sondern mitten im Umbau seiner Steuerzentrale.
Die Amygdala macht Drama, der Cortex macht Urlaub und Dopamin sorgt für Entdeckerfreude. Was du jetzt brauchst: Geduld, klare Strukturen und ein bisschen Humor. Bleib ruhig, biete Sicherheit und sorge für kleine Erfolgserlebnisse! Manchmal macht es Sinn, nicht direkt an neu aufkommenden Problemen zu arbeiten, sondern sie einfach mal zu umgehen! Die Pubertät ist keine Katastrophe, sie ist Training fürs Leben!